Sonntag, 14. Juni 2020

Gollingscharte, Landerwieserhütte, Trockenbrotscharte, Obertal

Beim Abstieg vom Greifenberg am Vortag hatten wir eine gute Sicht auch die Gollinscharte. Von unserer Perspektive hat die schneebedeckte Rinne einigermaßen unüberwindbar ausgesehen. Und die Gespräche über die Begehung des Hochgolling, an den Nachbartischen, haben bei Eva dann zu schlechten Träumen geführt. Sie war fest davon überzeugt, dass sie es nicht schaffen könne. Ich habe es aber nicht gelten lassen, dass wir umdrehen, bevor wir überhaupt losgegangen sind und die Situation selbst gesehen haben.

Die Aufstiegsrinne zur Gollinscharte erreicht man über das "größte natürliche Amphitheater", den Gollingwinkel. Die Tatsache, dass hier Islandpferde geweidet haben, hat die ganze Szene fast schon kitschig gemacht.
Damit die Verunsicherung von Eva noch etwas steigern habe ich mich dazu entschieden der Aufstiegsroute der Gruppe vor uns zu Folgen. Das gesamte Schneefeld der Rinne ist im unteren Ende in einer Trichterform zusammengelaufen und war mit einem stark unterspülten Schneefeld bedeckt. Hier hätte mir Eva endgültig gestreckt, hätte ich nicht entdeckt, dass der eigentliche Weg am Hang seitlich der Rinne, frei von Schnee verläuft.
200 Meter unter der Scharte mussten wir dann doch erstmals auf den Schnee. Aber nur für ca. 50 Höhenmeter und nur senkrecht bis zum nächsten Geröllfeld. Und Eva ist tapfer vorausgegangen.
Danach konnten wir wieder dem Wanderweg folgen bis er schließlich 20 Meter unter der Scharte in einer letzten Schneefeldquerung endete.





Überglücklich am höchsten Punkt für den Tag angekommen zu sein haben wir oben die Aussicht genossen. Von hier oben konnten wir auch bereits unser Tagesziel die Landerwieserhütte sehen.
Nach einem 200 Meter Abstieg über ein Schneefeld, der problemlos funktioniert hat und weiteren 50 Metern über einen schmalen Grat haben wir uns schließlich eine etwas längere Pause in der Sonne gegönnt. Die Entscheidung von den Bergschuhen auf die Sandalen zu wechseln habe ich gleich bereut als wir vor zwei weiteren schneebedeckten Bachquerungen gestanden sind. Da die Schneedecke alles andere als stabil ausgesehen hat, entschieden wir uns zu einer Querung etwas weiter unten, wo der Schnee bereits weg war. Nur, dass sich beim Ausstieg aus dem Bach ein Stein löste und mir fast auf den sandalenbeschuhten Fuß fiel.

Nach einer weiteren halben Stunde waren wir dann auf der Hütte angekommen und gönnten uns ein verdientes Bier. Bei der Erkundung der Landerwieserseen hab ich die Schuhe dann ganz weggelassen und bin barfuß gegangen. Die paar kleinen Schneefelde, die es zu überwinden galt, waren zwar sehr kalt, aber der weiche Almboden auf 2000 Metern Seehöhe war dafür umso Süßer für meine Füße. Zu aller Freude hat sich mir hier auch ein Murmeltier gezeigt.

Die Nacht haben wir wieder in einem Doppelzimmer verbracht und, gestärkt von einem guten Frühstück, sind wir dann um halb acht zur Trockenbrotscharte aufgebrochen. Da das Wetter für diesen Tag ab Mittag ganz schlecht angesagt war, wollten wir möglichst schnell ins Tal. Bis zur Scharte war auch schon ein leichter Regen unser Begleiter und gesehen haben wir auch kaum über 30 Meter. Aber entweder durch die Erlebnisse der letzten Tage, oder durch die schlechte Sicht, waren die Schneefelder im Auf- und Abstieg an diesem Tag kein Problem mehr für Eva.


Unter 2000 Metern ist die Sicht dann besser geworden und wir konnten unseren Weg entlang des Baches ins Obertal genießen. Als wir schließlich um 11 Uhr im Tal ankamen, stellte sich für uns die Frage was wir jetzt machen, da der Bus erst um 15 Uhr 15 fahren würde. Wir entschieden uns dazu weiterzugehen und hofften auf eine Mitfahrgelegenheit. Diese bot sich uns dann in der Form eines netten einheimischen Paares, dass uns gerne bis zum Auto mitnahm.

Das war also der Abschluss eines wunderbaren Wochenendes in den Schladminger Tauern.



2 Kommentare:

  1. Bei Nebel sieht man nicht wie tief es hinunter geht. Durchaus vorteilhaft bei Höhenangst.

    Die Wanderung war wirklich wunderschön. Danke lieber Michi, dass du mich so gut und mit soviel Geduld geführt hast.

    Eva

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    1. Hättest Dir wie der miich zuvor mit einem Bier Mut antribken müssen :). Schöner Blog.

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